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Ein Blick in die neuronale Welt der Vorhersagen und psychologischen Prozesse
Predictive Coding erklärt, wie unser Gehirn Sinneseindrücke verarbeitet – nicht als passiver Empfänger, sondern als aktiver Vorhersage-Meister. Es geht davon aus, dass das Gehirn ständig Modelle der Realität erstellt und diese mit eingehenden Reizen abgleicht. Statt jede Information neu zu analysieren, nutzt es neurale Prozesse, um Erwartungen zu generieren.
Ein Beispiel: Wenn du eine vertraute Melodie hörst, „weiß“ dein Gehirn schon nach den ersten Tönen, wie sie weitergeht. Diese Fähigkeit, Muster zu erkennen und Fehler zu minimieren, spart Energie und beschleunigt Reaktionen. Predictive Coding zeigt, dass psychologische Gehirnaktivitäten kein Zufall sind, sondern ein hochoptimiertes System aus Vorhersagen und Korrekturen.
Die Idee, dass das Gehirn ein „Vorhersage-Organ“ ist, reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Der deutsche Physiologe Hermann von Helmholtz prägte die Idee, dass Wahrnehmung ein aktiver, vorhersagebasierter Prozess ist („unbewusste Schlussfolgerung“). Er argumentierte, dass das Gehirn Sinneseindrücke interpretiert, indem es Vorhersagen über deren Ursachen trifft – ein Grundgedanke, der später in Predictive Coding aufgegriffen wurde. Doch erst in den 1990er-Jahren wurde Predictive Coding als neurowissenschaftliches Modell populär.
Predictive Coding ist nicht nur ein technischer Mechanismus – es prägt auch unsere Psyche und Emotionen. Wenn das Gehirn ständig Vorhersagen trifft, beeinflusst das, wie wir die Welt erleben.
Lernen und Gedächtnis: Neue Informationen werden schneller verarbeitet, wenn sie zu bestehenden Mustern passen.
Angst und Überraschung: Unerwartete Ereignisse (z. B. ein lauter Knall) lösen starke Fehlersignale aus – deshalb reagieren wir mit Stress.
Soziale Interaktion: Wir deuten Gesten oder Gesichtsausdrücke, indem wir unbewusst vorhersagen, was andere denken.
Ist doch alles wunderbar. Oder nicht?
Die obigen Beschreibungen klingen vielleicht positiv. Auf die Entwicklung des Menschen und den Ausstieg aus dem persönlichen Leiden bezogen (siehe Blogbeitrag Persönliches Leiden), hat es eine massiv einschränkende Auswirkung.
Egal ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht…
Wenn wir eine neue Situation erleben, oder einen neuen Gedanken wahrnehmen, dann reaktiviert unser Gehirn sofort eine möglichst vergleichbare – bereits gemachte – Erfahrung aus unserem Gedächtnis. Damit ist eine schnellste Reaktion möglich, denn eine Erfahrung besteht in Kombination und in unterschiedlicher Intensität aus den Bestandteilen: Faktenwissen / Körper-Reaktion / Sinnes-Reaktion / Immunsystem-Reaktion / Emotionen.
Diese Arbeitsweise unseres Gehirns hat nur den Zweck, eine schnellste Reaktion zu ermöglichen. Diese erste Reaktion kann daher auch falsch bzw. ein Vorurteil sein.
Wenn wir nicht sofort reagieren müssen, haben wir Zeit die Situation genauer anzuschauen und reinzufühlen – und kommen dann manchmal/oft zu einer anderen Entscheidung. (Dies ist ein Grund, warum man wichtige Entscheidungen überdenken – bzw. eine Nacht darüber schlafen sollte.)
Was sagen östliche Philosophien dazu?
Reduzieren wir mal das Gehirn auf den “Geist”. Wenn du diesen in der Achtsamkeit (Gewahrsein) beobachtest, besteht er aus einer endlosen Kette von Gedanken und Gefühlen, die alle Produkte ehemaliger Bewertungen sind und die, da sie sich ständig wieder bewerten, immer in der Vergangenheit bzw. in der Zukunft stattfinden. Es werden also nicht Sinneseindrücke vorausgesagt sondern “geistige Konstrukte” aus unseren Wünschen, Belastungen und Problemen “geistig” durchgespielt, was zum großen Teil auch unterbewusst passiert. Unser Unterbewusstsein beschäftigt sich ständig, ohne das wir es wissen, mit der Lösung von solchen subjektiven Konstrukten.
Übrigens geht die buddhistische Philosophie seit über 2 Jahrtausenden davon aus, dass unser ICH-Bewusstsein keine Dauer hat und nur eine Illusion/Täuschung ist, die sich aus der Arbeitsweise des Gehirns ergibt: Es entsteht dadurch, dass wir in rascher Abfolge neue Sinneseindrücke verarbeiten und Gedächtnisinhalte dazu reaktivieren – aus der kontinuierlichen Abfolge dieser Eindrücke entsteht dadurch die Illusion eines zusammenhängenden Bewusstseins. Ähnlich wie beim Kinofilm, der nur aus Fotos besteht – aber wenn diese rasch nacheinander gezeigt werden, entsteht die Illusion von wahrgenommener Bewegung.
Der indische Philosoph Jiddu Krishnamurti schreibt dazu:
„Wir können etwas – sei es ein Baum, eine Person oder uns selbst nur dann wirklich sehen wenn wir frei von der Last der Vergangenheit sind. Und hier ist der erste Schock. Das sind wir nie. Das Gewicht der Vergangenheit: Stellen Sie sich vor, sie tragen einen Rucksack voller Steine. Jeder Stein stellt eine vergangene Erfahrung dar. Ein Misserfolg, ein Verlust, ein hartes Wort, das jemand gesagt hat oder sogar ein Kompliment, das ihr Ego beflügelt hat – wir tragen es wohin wir auch gehen.
Das Problem, dieser unsichtbare Rucksack prägt alles was wir sehen und fühlen.
Wenn wir jemanden anschauen sehen wir ihn nicht wirklich, sondern unsere eigenen Vorurteile und Projektion.“
Weiter schreibt Krishnamurti: „Beobachten ohne Erinnerung ist die höchste Form der Intelligenz.“
Aktuelle Studien untersuchen, wie Achtsamkeit oder Meditation das Predictive Coding beeinflussen: Können wir durch bewusstes „Umschalten“ der Vorhersagen stressige Gedankenmuster durchbrechen? Die Forschung steht hier noch am Anfang – doch eines ist klar: Predictive Coding ist ein Schlüssel zum Verständnis des menschlichen Bewusstseins.
Der Aufenthalt in der Dunkelheit ermöglicht durch die Reizreduzierung die eigenen inneren Vorgänge leichter zu erkennen und den biologischen Automatismus des Predictive Coding zu erforschen.
Du erhältst Unterstützung bei dieser Erforschung.
Du wirst an den ganz feinen Punkt geführt, wo du erkennst, entweder dem Fühlen, sowie dem Annehmen zu folgen. Oder die Bewusstheit der Wahlfreiheit dir entgleitet und du dem Verstand folgst – und somit in den Widerstand / Ablehnung / Bewertung / Projektion / Interpretation / Vergleich gehst (Einstieg ins persönliche Leiden).
An diesem Punkt kannst du erkennen, dass es sich in Millisekunden entscheiden kann welcher Richtung du folgst.
In der Reizreduzierung eines Dunkelretreats fällt es leichter die Wirkmechanismen des eigenen Verstandes offenzulegen. Besonders, wenn es darum geht wie schnell wir in Erwartungen, Bewertunen oder Phantasien des Verstandes abgleiten.
Manche Wirkmechanismen haben sich so etabliert, das sie gar nicht in Frage gestellt werden.
Dadurch erfolgt eine immer feinere Wahrnehmung dessen was sich im Bewusstsein zeigt. Dies zu fühlen und anzunehmen, eröffnet die Möglichkeit immer mehr aus dem subjektiv empfundenen persönlichen Leiden auszusteigen und die eigene Authentizität zu leben.
Und genau dies ist eine Grundlage als Paar Nähe zu leben, sodass Liebe fließen kann.
Möchtest Du alleine, oder Ihr als Paar Euer Paar-Erleben über die bisherigen Grenzen hinaus entfalten?
Dann nehmt doch Kontakt auf, um Euer Anliegen zu besprechen:
Telefon 06195 – 68 59 62
Informationsblatt Dunkelretreat: (PDF-Datei – hier klicken)
Videos zum Thema Dunkelretreat: (YouTube Videos – hier klicken)
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Für Paare geht es hier in die Tiefe… https://www.begegnung-in-liebe-und-freundschaft.de
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